German national radio on Chinese poetry

INTERVIEW| Beitrag vom 24.06.2015

AUTOREN IN CHINA  Sprache als Waffe gegen die Zensur

Ming Di im Gespräch mit Korbinian Frenzel

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Die chinesische Flagge (dpa / picture alliance / Revierfoto)
Wie können Autoren in China besser unterstützt werden? (dpa / picture alliance / Revierfoto)

Die Lyrikerin Ming Di will die in China lebenden Autoren besser fördern. Mittels der Sprache fänden sie Wege, ihre persönlichen Wahrheiten auszudrücken und damit auch die Zensur zu umgehen, sagte die Mitkuratorin des Poesiefestivals Berlin.

Die chinesische Lyrikerin Ming Di und Mitkuratorin des diesjährigen Poesiefestivals Berlin hat den Stellenwert der Poesie im Verhältnis zur Politik auch in China herausgestellt. Schreiben sei an sich schon eine Art politischer Positionierung, sagte sie im Deutschlandradio Kultur. Ming Di verwies darauf, dass sich die Situation für Schriftsteller in China verbessert habe:

Wir alle können unsere Gedichte im Land veröffentlichen. Obgleich es immer noch eine Zensur gibt. Aber mit dieser Zensur gehen wir eben so um, dass wir Gedichte ganz bewusst als Kunstausübung auffassen und dadurch die Zensursperre umgehen. Und unsere Botschaften mehr oder minder in verhüllter Form verpacken. Wir verwenden also Sprache als eine Art Werkzeug, auch als  Waffe, um etwas zu bewirken, statt ganz offen diesen oder jenen Sachverhalt anzugreifen.”

Weder sie noch die anderen fünf zum Poesiefestival eingeladenen Autorinnen und Autoren  aus China würden sich unter dem Oberbegriff “Exil-Poeten” sehen noch als politische Dichter, meinte Ming Di:

“Wir sehen Dichtung als Kunstform, als Form, die sich als Literatur begreift. Und wir bieten eben sechs ganz unterschiedliche, persönliche Sichtweisen auf diese Welt, vermittelt durch eine sehr gepflegte Sprache.”

Dichter brauchen den Kontakt zur lebendigen Sprache

Ihr besonderes Anliegen sei es, die in China lebenden Dichter zu unterstützen und in die westlichen Ländern zu bringen, betonte Ming Di, die sowohl in den USA als auch in Peking lebt:

“Ich glaube nämlich, dass Dichter tatsächlich den Kontakt mit der sich verändernden, lebendigen Sprache brauchen. Wenn man immer im Ausland lebt, läuft man Gefahr, in Klischees zu erstarren.”

Häufig sei es aber so, dass die Ausland lebenden chinesischen Autoren als sogenannte “Exil-Dichter” die meisten Preise erhalten und mit Anerkennung überschüttet werden würden, so Ming Di:

“Aber ich glaube eben, es ist besonders wichtig, dass man die in China lebenden Autoren fördert. Sie haben tatsächlich den Wandel miterlebt. Einige haben auch gelitten, haben auch mit Blut bezahlt. (…) Und sie finden Wege, auf äußerst kunstvolle Weise ihre höchstpersönlichen Wahrheiten doch zu zeigen. (…) Und es lohnt sich, die Stimmen von innerhalb Chinas besser kennen zu lernen.”


 

Read or listen to the interview http://www.deutschlandradiokultur.de/autoren-in-china-sprache-als-waffe-gegen-die-zensur.1008.de.html?dram:article_id=323444

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About 诗东西 Poetry East West

Chinese-English bilingual magazine (will include more languages), published in Los Angeles USA, printed in Beijing China. ISSN 2159-2772

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